Mit 26 Jahren wurde Michail Lewschenkow 1940 zum Militärdienst in die Rote Armee eingezogen. Als sowjetischer Kriegsgefangener kam er im Herbst 1941 in das Konzentrationslager Buchenwald. Dort schloss er sich der Widerstandsorganisation sowjetischer Häftlinge an.
Michail Lewschenkow wuchs in einer Bauernfamilie in dem kleinen Dorf Zaretsche bei Pskow in Russland auf. Das Lernen und Lehren waren sein Lebensinhalt. Bereits mit 18 Jahren arbeitete er als Lehrer in einer Dorfschule. Er stieg auf zum Dorfschuldirektor und absolvierte parallel eine Lehrerausbildung an einer Hochschule. Er lernte seine Frau kennen. Gemeinsam unterrichteten sie. Ein Jahr nach der Hochzeit wurde 1939 ihre Tochter geboren. Doch der Krieg zerstörte das Familienglück. Bereits wenige Wochen nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion geriet Michail Lewschenkow bei Minsk in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Im Umgang mit den sowjetischen Kriegsgefangenen verstieß die deutsche Wehrmacht vorsätzlich gegen alle völkerrechtlichen Konventionen. Zahllose Gefangene wurden ermordet oder verhungerten in Kriegsgefangenenlagern hinter der Front. Michail Lewschenkow durchlief verschiedene Lager, bevor er im Oktober 1941 mit einer Gruppe von 2.000 sowjetischen Kriegsgefangenen in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt wurde. Dort sollten sie zur Zwangsarbeit eingesetzt werden. Die SS sperrte die Männer jedoch in einen abgeriegelten Bereich des Lagers und setzte ihre Verpflegung herab. Jeder Dritte starb in den folgenden sechs Monaten an Hunger oder Krankheit.
Doch Michail Lewschenkow überlebte diesen ersten Winter in Buchenwald. Ab 1942 musste er im Steinbruch, später im Tischlereikommando und als Sanitäter arbeiten. Er beteiligte sich am Aufbau einer geheimen Widerstandsorganisation sowjetischer Häftlinge. Seine Aufgaben waren das Sammeln von Informationen und die Betreuung der im Lager inhaftierten sowjetischen Jugendlichen. Zusammen mit anderen Häftlingen brachte er den Jungen, von denen nur wenige eine Schule besucht hatten, Lesen und Schreiben bei. Heimliche Konzerte oder Schachturniere halfen ihnen, den lebensfeindlichen Bedingungen im Konzentrationslager zum Trotz ihren Lebenswillen zu erhalten.
Auf einem Todesmarsch gelang Michail Lewschenkow im April 1945 die Flucht. Seine Rückkehr in die Heimat hielt er in seinem Tagebuch fest: „Auf den alten Wegen. Am 1. Dezember 1945 kehrte ich nach Hause zurück. Wie viel Freude und wie viel Kummer.“ Sein Dorf hatten die deutschen Besatzer zerstört, seine beiden Brüder waren als Soldaten ums Leben gekommen, seine Frau an Tuberkulose gestorben. Seine Eltern und seine Tochter fand er in einer selbstgebauten Erdhütte vor. Michail Lewschenkow blieb seiner Leidenschaft treu und arbeitete bis zum Ruhestand wieder als Lehrer.