Enrichetta Alfieri

Italien
23.02.1891 - 23.11.1951
Enrichetta Alfieri © Memorie di una ribelle per amore, Suor Wandamaria Clerici, Suor Maria Guglielma Saibene, Velar, Gorle (BG)

Enrichetta Alfieri war eine Nonne, die im Gefängnis von San Vittore in Mailand arbeitete. Nach der deutschen Besatzung half sie den politischen Gefangenen und Juden, die im Gefängnis inhaftiert waren.

Maria Alfieri wurde am 23. Februar 1891 in Borgo Vercelli als Tochter einer piemontesischen Bauernfamilie geboren. Als junges Mädchen trat sie unter dem Namen Enrichetta in ein Nonnenkloster ein. Sie studierte Pädagogik und wurde Kindergärtnerin, bevor eine schwere Krankheit sie zum Aufhören zwang.

Enrichetta erholte sich von ihrer Krankheit und wurde 1923 in das Gefängnis San Vittore in Mailand versetzt. Dort suchte Schwester Enrichetta sofort den Dialog mit den weiblichen Gefangenen und richtete Werkstätten, Schulen und Kindergärten für deren Kinder ein. Auch bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war sie in San Vittore und wurde im August 1940 offiziell zur Mutter Oberin ernannt.

Aufgrund der massiven Bombardierung Mailands wurde das Gefängnis im August 1943 evakuiert, die Gefangenen und Nonnen wurden auf andere Gefängnisse verteilt. Nach der Besetzung  durch die Nationalsozialisten übernahmen diese die Kontrolle über San Vittore und nutzten es als Gefängnis für politische Gegner und Juden vor ihrer Deportation.

Im Februar 1944 wurden die Nonnen zurück nach San Vittore versetzt. Schwester Enrichetta und die anderen Schwestern begannen, den Gefangenen heimlich zu helfen. Die Nonnen hatten Kontakte zum Comitato di Liberazione Nazionale Alta Italia (Nationales Komitee für die Befreiung Oberitaliens) und halfen dabei, Nachrichten, Geld, Lebensmittel und andere Materialien in das Gefängnis hinein- und herauszuschmuggeln. Am 23. September 1944 fingen die Nationalsozialisten eine an Enrichetta gerichtete geheime Nachricht ab. Sie waren zuvor bereits misstrauisch gegenüber den Aktivitäten der Nonnen gewesen und verhafteten Schwester Enrichetta am 23. September 1944  wegen Spionage. Enrichetta wurde in die Zellen von San Vittore gebracht und zum Tode verurteilt. Durch die Intervention von Alfredo Ildefonso Kardinal Schuster, dem Erzbischof von Mailand, konnte das Todesurteil in eine Gefängnisstrafe umgewandelt werden. Nach der Befreiung kehrte Schwester Enrichetta in den Gefängnisdienst nach San Vittore zurück.