Fernanda Kapteijn, eine Jugendliche aus Utrecht, war eine Fahrradkurierin für den Widerstand. Frauen wie Kapteijn waren für den Widerstand unverzichtbar, da sie weniger Verdacht erregten und nicht zur Zwangsarbeit für das NS-Regime herangezogen wurden.
Fernanda Kapteijn war die Tochter kommunistischer Eltern, die eine Buchhandlung in Utrecht betrieben. Die Familie wohnte über dem Geschäft. Gleich zu Beginn des Krieges engagierte sich Fernanda, wie ihre Eltern, im Widerstand. In der Buchhandlung wurden illegale Zeitungen mit Schablonen versehen. Fernanda verteilte diese Zeitungen und Geld an Familien, deren Väter verhaftet worden waren. “Du durftest keine Angst haben. Du musstest einfach nur vorsichtig sein. Dein Fahrrad musste in Ordnung sein, dein Licht musste in Ordnung sein. Denn du durftest nie wegen etwas anderem erwischt werden.”
Als Fernanda eines Tages mit 500 illegalen Broschüren in ihren Satteltaschen unterwegswar, wäre es beinahe schief gegangen. “Plötzlich war da ein deutscher Kontrollpunkt.” Einer der deutschen Soldaten stieß ihre Satteltasche mit dem Kolben seines Gewehrs an. Die Broschüren waren unter Kartoffeln versteckt, und der deutsche Soldat ließ Fernanda passieren. ”Ich fing an, so langsam und lässig zu gehen, wie ich konnte, obwohl ich am liebsten in vollem Tempo gerannt wäre!”
Ende 1944 wurden die Fahrradkuriere noch wichtiger für den Widerstand. Mitte September 1944 hatte die niederländische Exilregierung in London zu einem Bahnstreik aufgerufen, um den Transport der deutschen Truppen zu stoppen. Etwa 30.000 Bahnarbeiter tauchten mit finanzieller Unterstützung aus London unter. Aufgrund des Bahnstreiks wurde es für den Widerstand schwieriger, über größere Entfernungen zu kommunizieren. Es gab kaum Autos und kein Benzin. Daher verständigte sich der Widerstand hauptsächlich über Fahrradkurierdienste und illegale Telefonverbindungen. Um dies zu erleichtern, wurde ein Fahrradkuriernetz mit regelmäßigen Verbindungen eingerichtet.
Als Fernanda von der kommunistischen Widerstandsgruppe ihrer Eltern aufgefordert wurde, eine Waffe zu tragen, weigerte sie sich. “Da dachte ich mir: nicht jetzt und niemals. Ich habe nicht das Recht, jemandem das Leben zu nehmen.”