Ada Buffulini

Ada Buffulini war eine Ärztin und Antifaschistin. Sie wurde im  NS-Durchgangslager Bozen interniert, wo es ihr gelang, eine Widerstandsbewegung zu gründen.

Ada Buffulini wurde am 28. September 1912 in Triest in einer wohlhabenden Familie geboren. Im Jahr 1930 zog sie nach Mailand, um an der Universität Medizin zu studieren. Hier kam Ada mit dem Leben in der Großstadt in Berührung und engagierte sich in der antifaschistischen Bewegung.

Im Jahr 1943 lernte Ada Lelio Basso, den Sekretär der Sozialistischen Partei, kennen, und von diesem Zeitpunkt an engagierte sie sich immer stärker in der Politik und im Antifaschismus. Ihre Aktivitäten fanden hauptsächlich im Umfeld der Universität statt. Sie verteilte Flugblätter, übersetzte Dokumente und nahm an Versammlungen teil. Außerdem gab sie eine sozialistische Untergrundzeitung für Frauen heraus.

Im November 1943 wurde sie gezwungen, unterzutauchen: “Von da an hatte ich kein Zuhause, keine Verwandten, keine Arbeit mehr; ich hatte nicht einmal mehr einen Namen […] So begann diese schreckliche und großartige Zeit, die manchmal quälend wie ein Albtraum, manchmal herrlich wie ein Epos war; diese Zeit, in der alles vergessen war, alles, was mein Leben bis dahin ausgemacht hatte, um nur noch an eines zu denken, an die politische Leidenschaft, für die ich lebte und für die ich jeden Tag sterben konnte, wie ich wusste.

Am 4. Juli 1944 wurde sie von den Faschisten gefasst und in das Gefängnis San Vittore in Mailand gebracht. Am 7. September 1944 wurde sie zusammen mit anderen Gefangenen in das NS-Durchgangslager Bozen deportiert. Unter ihnen war auch Carlo Venegoni, ein kommunistischer Führer, den Ada nach dem Krieg heiratete. Politische Gefangene wurden gekennzeichnet, indem man auf ihre Overalls rote Dreiecke mit der Häftlingsnummer aufnähte. Ada erhielt die Nummer 3795.

Da sie Ärztin war und Deutsch sprach, wurde Ada der Lagerkrankenstation zugeteilt. Innerhalb des Lagers konnte sie ihre Widerstandsaktivitäten fortsetzen. Sie koordinierte den Widerstand im Lager und hielt Kontakt zu einer Gruppe außerhalb des Lagers, die den Häftlingen half, sie mit ihren Familien in Verbindung hielt und manchmal die Flucht organisierte.

Die SS-Wachleute vermuteten, dass Ada eine Rolle in der Widerstandsbewegung im Lager spielte, und hielten sie von Februar 1945 bis zur Befreiung des Lagers im Zellenblock gefangen.

Nach dem Krieg kehrte sie nach Mailand zurück, wo sie ihr politisches Engagement in den Reihen der Kommunistischen Partei fortsetzte und sich als Mitglied der Associazione Nazionale Ex Deportati Politici Dai Campi Nazisti (Nationale Vereinigung ehemaliger politischer Deportierter aus den nationalsozialistischen Lagern) dem Gedenken an den Widerstand im Lager Bozen widmete.

Enrichetta Alfieri

Enrichetta Alfieri war eine Nonne, die im Gefängnis von San Vittore in Mailand arbeitete. Nach der deutschen Besatzung half sie den politischen Gefangenen und Juden, die im Gefängnis inhaftiert waren.

Maria Alfieri wurde am 23. Februar 1891 in Borgo Vercelli als Tochter einer piemontesischen Bauernfamilie geboren. Als junges Mädchen trat sie unter dem Namen Enrichetta in ein Nonnenkloster ein. Sie studierte Pädagogik und wurde Kindergärtnerin, bevor eine schwere Krankheit sie zum Aufhören zwang.

Enrichetta erholte sich von ihrer Krankheit und wurde 1923 in das Gefängnis San Vittore in Mailand versetzt. Dort suchte Schwester Enrichetta sofort den Dialog mit den weiblichen Gefangenen und richtete Werkstätten, Schulen und Kindergärten für deren Kinder ein. Auch bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war sie in San Vittore und wurde im August 1940 offiziell zur Mutter Oberin ernannt.

Aufgrund der massiven Bombardierung Mailands wurde das Gefängnis im August 1943 evakuiert, die Gefangenen und Nonnen wurden auf andere Gefängnisse verteilt. Nach der Besetzung  durch die Nationalsozialisten übernahmen diese die Kontrolle über San Vittore und nutzten es als Gefängnis für politische Gegner und Juden vor ihrer Deportation.

Im Februar 1944 wurden die Nonnen zurück nach San Vittore versetzt. Schwester Enrichetta und die anderen Schwestern begannen, den Gefangenen heimlich zu helfen. Die Nonnen hatten Kontakte zum Comitato di Liberazione Nazionale Alta Italia (Nationales Komitee für die Befreiung Oberitaliens) und halfen dabei, Nachrichten, Geld, Lebensmittel und andere Materialien in das Gefängnis hinein- und herauszuschmuggeln. Am 23. September 1944 fingen die Nationalsozialisten eine an Enrichetta gerichtete geheime Nachricht ab. Sie waren zuvor bereits misstrauisch gegenüber den Aktivitäten der Nonnen gewesen und verhafteten Schwester Enrichetta am 23. September 1944  wegen Spionage. Enrichetta wurde in die Zellen von San Vittore gebracht und zum Tode verurteilt. Durch die Intervention von Alfredo Ildefonso Kardinal Schuster, dem Erzbischof von Mailand, konnte das Todesurteil in eine Gefängnisstrafe umgewandelt werden. Nach der Befreiung kehrte Schwester Enrichetta in den Gefängnisdienst nach San Vittore zurück.

Ferruccio Parri

Ferruccio Parri war eine Schlüsselfigur der italienischen Widerstandsbewegung. Als stellvertretender Kommandeur des Corpo Volontari della Libertà (Freiwilligenkorps der Freiheit) spielte er eine wichtige Rolle bei der Befreiung Italiens vom NS-Faschismus.

Ferruccio Parri wurde am 29. Januar 1890 in Pinerolo geboren. Er schloss sein Studium der Literatur an der Universität Turin ab und begann anschließend als Lehrer zu arbeiten. 1915 wurde Parri zum Dienst im Ersten Weltkrieg einberufen. Nach dem Krieg engagierte er sich in der Politik und begann eine Karriere als Journalist und Zeitungsredakteur.

Die Ermordung von Giacomo Matteotti, einem antifaschistischen und sozialistischen Politiker, markiert den Beginn seines militanten Antifaschismus. Er gab seine Arbeit als Zeitungsredakteur auf und widmete sich der Verbreitung der geheimen antifaschistischen Presse. Er half auch Antifaschisten, die vom faschistischen Regime bedroht waren, bei der Flucht ins Ausland. 1926 wurde Parri zu zehn Monaten Gefängnis und drei Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er dem Sozialisten Filippo Turati geholfen hatte, nach Frankreich zu fliehen. Trotz alledem gelang es Parri, Verbindungen zwischen den verschiedenen geheimen antifaschistischen Gruppen in Norditalien herzustellen.

Nach dem 8. September 1943 arbeitete Parri zusammen mit der italienischen kommunistischen Bewegung an der Bildung der ersten bewaffneten Widerstandsgruppen im von den Nationalsozialisten besetzten Norditalien. Parri trug dazu bei, die Beziehungen zwischen den verschiedenen antifaschistischen politischen Kräften zu glätten. 1944 wurde Parri stellvertretender Kommandant des Corpo Volontari della Libertà (Freiheitsfreiwilligenkorps). Ziel dieser Organisation war es, die Bemühungen der verschiedenen in Norditalien aktiven Partisanengruppen zu koordinieren.

Parri wurde im Januar 1945 von den Nationalsozialisten gefangen genommen. Nach Verhandlungen mit den Alliierten wurde er im März freigelassen. Nach seiner Freilassung war Parri in der letzten Phase des Krieges ein wichtiges Bindeglied zwischen den Alliierten und den verschiedenen Widerstandsbewegungen.

Am 25. April 1945 wurde Parri an die Spitze der ersten italienischen Nachkriegsregierung berufen, die von der Mehrheit der politischen Gruppierungen des befreiten Italiens unterstützt wurde. Parri spielte auch eine wichtige Rolle bei der Bewahrung der Erinnerung an den italienischen Widerstand. Im Jahr 1949 gründete er in Mailand das Istituto Nazionale per la Storia del Movimento di Liberazione Nazionale in Italia (Nationalinstitut für die Geschichte der Befreiungsbewegung in Italien) mit dem Ziel, das Erbe des Widerstands zu schützen und zu bewahren.

Validio Mantovani

Validio Mantovani war Fabrikarbeiter und Mitglied der Mailänder Gruppi di Azione Patriottica (Patriotische Aktionsgruppen). Zusammen mit fünf weiteren Partisanen wurde er  1944 von den Nationalsozialisten wegen seiner Rolle im Widerstand hingerichtet.

Validio Mantovani wurde am 20. Oktober 1914 in Ariano Polesine in Venetien als Sohn einer sozialistischen Familie geboren. Nach dem Aufkommen der faschistischen Bewegung wurde die Familie mit Einschüchterung und Gewalt konfrontiert. Im Jahr 1924 zog die Familie nach Mailand. Validio fand eine Arbeit in der Fabrik Pirelli Sapsa und kam in Kontakt mit der kommunistischen Partei, die in den Industrieregionen Norditaliens populär war.

Nach der deutschen Besetzung Norditaliens im Jahr 1943 wurde Validio ein wichtiges Mitglied der Gruppi di Azione Patriottica (Patriotische Aktionsgruppen: GAP). Die GAP führte riskante Aktionen aus, wie Angriffe auf feindliche Einheiten und Hauptquartiere sowie Attentate auf NS-Offiziere, Offiziere der faschistischen Repubblica Sociale Italiana, faschistische Führer und Spione.

Eine der ersten Aktionen, an denen Validio teilnahm, war ein erfolgloser Attentantsversuch auf Gino Gatti am 20. Oktober 1943. Gatti war Hauptmann der Guardia Nazionale Repubblicana (Republikanische Nationalgarde) und hatte den Ruf, Partisanen zu foltern. Validio wurde daraufhin zum Kommandeur des Distaccamento Gramsci befördert, einer kleineren Gruppe innerhalb der GAP. Er war an zahlreichen Aktionen in Mailand beteiligt, etwa dem erfolgreichen Attentat auf Aldo Resega, einen faschistischen Mailänder Beamten, am 17. Dezember 1943.

Aufgrund seiner Aktionen wurde Validio nach Genua versetzt, um als stellvertretender Kommandant der dortigen GAP zu dienen. Am 26. Juli 1944 wurde Validio wegen mutmaßlicher Beteiligung an einer Reihe von Anschlägen in Genua gefangen genommen. Er wurde in das Gefängnis San Vittore in Mailand gebracht, in dem auch sein Vater Rottilio wegen Beteiligung am Widerstand inhaftiert war. Am 31. Juli 1944 wurden Validio, Rottilio und vier weitere Partisanen, darunter ein siebzehnjähriger Junge, in der Nähe von Mailand hingerichtet. Insgesamt wurden sieben Mitglieder der Familie Mantovani wegen ihrer Beteiligung am Widerstand hingerichtet.

Alfredo Malgeri

Alfredo Malgeri war der Kommandant der Guardia di Finanza (Finanzpolizei) in Mailand. Er spielte eine wichtige Rolle in der italienischen Widerstandsbewegung und bei der Befreiung von Mailand.

Alfredo Malgeri wurde am 14. August 1892 in Reggio Calabria geboren. Im Jahr 1912 trat er in die Guardia di Finanza (militärisch organisierte Finanz- und Zollpolizei) ein. Er hatte eine erfolgreiche Karriere mit vielen prestigeträchtigen Aufträgen in ganz Italien.

Im Juli 1942 wurde Malgeri als Kommandant der Guardia di Finanza in Mailand eingesetzt. Nach der Besetzung Norditaliens durch die deutsche Wehrmacht wurde die Guardia di Finanza nicht wie die anderen Streitkräfte der italienischen Regierung aufgelöst und Malgeri und seine Männer blieben in Mailand.

Malgeri gelang es, heimlich Kontakte zu Partisanenkommandos und zum Comitato di Liberazione Nazionale Alta Italia (Nationales Befreiungskomitee von Oberitalien) zu knüpfen, und er beschloss, ihnen zu helfen. Unter dem Kommando von Malgeri half die Guardia di Finanza italienischen und alliierten Soldaten, die aus Gefangenenlagern geflohen waren, und ermöglichte Juden den Grenzübertritt in die Schweiz, wenn es gelang. Die Organisation schützte auch Partisanen und Juden vor Razzien und Verfolgung. Malgeri organisierte zudem Scheinaktionen gegen Partisanengruppen, bei denen er sie nicht angriff, sondern Geld, Waffen und Informationen lieferte.

Im April 1945 vereinbarte Malgeri mit General Raffaele Cadorna vom Corpo Volontari della Libertà (Freiwilligenkorps für die Freiheit), die Partisanen bei einem allgemeinen Aufstand zu unterstützen. Die Guardia di Finanza zählte weniger als 450 Soldaten, denen schätzungsweise zehntausende bewaffnete Faschisten gegenüberstanden.

Die örtliche Widerstandsführung in Mailand befahl Malgeri, die Präfektur von Mailand einzunehmen und mehrere andere wichtige Gebäude und Fabriken in der Stadt zu beschlagnahmen; Malgeri und seine Männer verließen ihre Kaserne, um den Befehl auszuführen. Am 26. April um 06:00 Uhr wurde die Präfektur eingenommen, und um 08:00 Uhr gab Malgeri dreimal Luftalarm, um zu signalisieren, dass Mailand befreit worden war.

Im Jahr 2007 wurde Malgeri posthum die Goldene Tapferkeitsmedaille der Guardia di Finanza mit folgender Begründung verliehen: “In einer äußerst schwierigen politisch-militärischen Situation […] widersetzte er sich entschlossen und unter großem persönlichem Risiko den Absichten der republikanischen faschistischen Regierung, die Guardia di Finanza gegen die heimliche Ausbürgerung von Juden und Verfolgten und bei Anti-Guerilla-Operationen gegen die Resistenza einzusetzen”.

Carlo Travaglini

Carlo Travaglini, mütterlicherseits Deutscher, war ein unabhängiger Partisan, der dank seiner Fähigkeiten als Fälscher zahlreiche italienische Soldaten retten konnte.

Carlo Travaglini wurde im November 1905 in Dortmund geboren, wo sein Vater als Dirigent eines Militärsinfonieorchesters tätig war. Carlo verließ die Familie im Alter von achtzehn Jahren und arbeitete in verschiedenen Berufen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, während er an der Universität Literatur studierte.

1935 geriet Carlo in Konflikt mit dem NS-Regime. Er hatte einen Roman verfasst, in dem er schrieb, dass “ein armer, ehrlicher Jude genau so viel wert ist, wie ein armer, ehrlicher Christ”. Carlo wurde 1936 verhaftet und von einem Sondergericht zu vier Monaten Haft in einem Konzentrationslager verurteilt. Nach Verbüßung seiner Strafe wurde er als “unerwünschter Ausländer” aus dem Deutschen Reich ausgewiesen. Er zog nach Italien, wo er seine Wehrpflicht erfüllen musste und dem Alpini-Korps zugeteilt wurde.

Schließlich fand Carlo eine Stelle als Techniker in der Magneti Marelli Fabrik in Mailand. Nach der deutschen Besetzung Norditaliens am 8. September 1943 war das Schicksal der versprengten italienischen Militärs dramatisch, und Hunderttausende wurden nach Deutschland deportiert. Eines Tages bemerkte Carlo einige Frauen vor dem Hotel Titanus, das von einem NS-Kommando besetzt war, die versuchten Neuigkeiten über ihre Ehemänner zu erfahren. Carlo gab sich als Deutscher aus und betrat das Hotel, um die NS-Soldaten nach Informationen zu fragen. Von diesem Moment an bewies Travaglini unglaubliches Talent als Schwindler und zeigte eine ungewöhnliche Fähigkeit, Menschen zu täuschen.

Travaglini gelang es, die Nationalsozialisten davon zu überzeugen, dass es besser sei, Soldaten in italienischen Fabriken arbeiten zu lassen, anstatt sie zu deportieren, und er täuschte einen Bedarf an Arbeitskräften in den Fabriken vor. Dank dieser riskanten Tätigkeit konnte er viele Soldaten vor der Deportation bewahren und viele weitere zurückbringen. Travagliani stahl auch Briefmarken und fälschte Dokumente, um seine Aktivitäten zu unterstützen und Juden und alliierten Piloten die Flucht in die Schweiz zu ermöglichen. Am 30. Juni 1944 wurde er von den Nationalsozialisten entdeckt, doch es gelang ihm zu entkommen. Er wurde zum Tode verurteilt, aber zum Glück nie gefasst. Carlo schloss sich der 89. Garibaldi Alpi Grigne Brigade an, in der er bis zum Ende des Krieges diente.

Sergio Kasman

Sergio Kasman spielte eine entscheidende Rolle im italienischen Widerstand und half bei der Befreiung politischer Gefangener. Seine Einsatz im Widerstand, verbunden mit der Führung durch Giuseppe Bacciagaluppi, schuf einen starken Zusammenhalt zwischen den beiden. Als Bacciagaluppi verhaftet wurde, half ihm Kasman, dies zeigt ihre enge Freundschaft innerhalb der Widerstandsgruppe.

Giuseppe (Nino) Bacciagaluppi wurde 1905 in Mailand geboren. Er studierte Ingenieurwesen am Mailänder Polytechnikum und fand eine Anstellung als Ingenieur in einer Fabrik für Telefonanlagen in Mailand.

Giuseppe stammte aus einer antifaschistischen Familie und schloss sich nach der Besetzung Norditaliens durch die deutsche Wehrmacht am 8. September 1943 der Résistance an. Die gleiche Entscheidung traf Sergio Kasman, Sohn eines russischen Musikers und einer italienischen Mutter, der zum Zeitpunkt des Waffenstillstands zum Militärdienst einberufen wurde und beschloss, sich in die ligurischen Berge zu flüchten. Hier begann er mit seinen Aktivitäten als Partisan und lernte Nino kennen.

Ferruccio Parri betraute Nino mit der Aufgabe, die Ausreise ehemaliger alliierter Kriegsgefangener zu organisieren, und Sergio – dessen Kampfname Marco war – arbeitete eng mit ihm zusammen. Nino wurde zum Leiter des Geheimdienstes der Widerstandsbewegung und half den nach Mailand geflüchteten alliierten Soldaten. Er organisierte die Grenzüberschreitungen und hielt Kontakt zu den italienischen und alliierten Widerstandskommandanten. Er organisierte auch die Transite aus Mailand und war für die Beschaffung von Geld, Kleidung, Medikamenten, Waffen, Lebensmitteln und gefälschten Dokumenten verantwortlich.

Nach einigen Monaten wurde Nino Bacciagaluppi jedoch verraten und am 4. April 1944 verhaftet, ins Gefängnis San Vittore in Mailand gebracht und verhört. Sergio Kasman wurde sein Nachfolger als Leiter der Dienststelle. Nino wusste, dass einer seiner Widerstandskameraden bereits in die Schweiz geflohen war, und so gab im Verhör dessen Namen an, um den Eindruck zu erwecken, er sei zur Kollaboration mit den Nationalsozialisten bereit. Dies verschaffte ihm etwas Zeit und ermöglichte es anderen Widerstandskämpfern – darunter Sergio-, ihn und mehrere andere Gefangene aus dem Gefängnis von San Vittore zu befreien.

Giuseppe Bacciagaluppi schaffte es, in die Schweiz zu fliehen, wo seine Frau und sein Sohn bereits angekommen waren, und hier knüpfte er enge Kontakte zu den alliierten Kommandos. In der Schweiz wurde er verhaftet, weil er sich an einer für Flüchtlinge verbotenen politischen Tätigkeit beteiligte. Es gelang ihm erneut zu fliehen, und über Frankreich und Rom erreichte er 1945 die befreite Stadt Mailand.

In der Zwischenzeit war Sergio Kasman von Ferruccio Parri zum Stabschef des Kommandos Piazza di Milano ernannt worden. Seine Tätigkeiten waren vielfältig: Er organisierte die Informations- und Einsatzdienste des Kommandos und beteiligte sich an der Planung eines Aufstands in Mailand. Parri schrieb: “Marcos Arbeit war furchtbar schwierig, unentdeckt und riskant”. Kasman wurde zweimal verhaftet und schließlich im Dezember 1944 von den Faschisten in einem Hinterhalt getötet. Zum Gedenken wurde er mit der Medaglia d’Oro (al Valor Militare) (goldenen Tapferkeitsmedaille) ausgezeichnet.

Giuseppina Sacerdote

Giuseppina Sacerdote war eine jüdische Partisanenkämpferin im Provinzkommando der Garibaldi-Brigaden in Mailand.

Giuseppina Sacerdote wurde am 31. August 1909 in Mailand geboren. Giuseppina war Jüdin und gehörte der italienischen Widerstandsbewegung an. Sie diente unter dem Decknamen Pina.

Ab 1944 war Giuseppina Sacerdote für mehrere Mitarbeiter im Stab des Provinzkommandos und der Kommission der Garibaldi-Brigaden in der Lombardei zuständig. Sie bearbeitete alle Berichte des Provinzkommandos, sammelte und sortierte die Nachrichten und stellte die Informationen zu einem Gesamtbericht zusammen, den sie in mehreren Exemplaren kopierte und an andere Einheiten schickte. Sie hielt auch die tägliche Verbindung mit dem Regionalkommando aufrecht, das von ihrem Ehemann, Italo Busetto, geleitet wurde.

Sacerdote war Mutter von zwei kleinen Kindern. Mit ihrem Engagement im Widerstand ging sie ein großes Risiko ein. Sie trug oft eine Tasche mit falschem Boden bei sich, in der sie Informationen und Material versteckte. Wäre sie entdeckt worden, hätte dies schwerwiegende Folgen haben können.

Nach der Befreiung am 25. April 1945 diente Giuseppina als Verbindungsoffizierin für das Nationale Befreiungskomitee für Norditalien.

Die Geschichte von Giuseppina Sacerdote ist ein wichtiges Beispiel für den Beitrag der Juden zum Widerstand. In Italien beteiligten sich Juden individuell in den verschiedenen Partisanengruppen. Es gab etwa tausend aktive jüdische Widerstandsmitglieder, die meisten von ihnen waren Partisanenkämpfer, sie engagierten sich aber auch als Journalisten und Verleger im Untergrund oder stellten als Ärzte ihre Fähigkeiten in den Dienst des Widerstands.

Zofia Haltof-Mikołajewska

Zofia Haltof-Mikołajewska war Mitglied des polnischen Widerstands und diente als Verbindungsoffizierin und Krankenschwester in der Heimatarmee. Wegen ihrer Aktivitäten für die Unabhängigkeit Polens wurde sie verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz gebracht.

Zofia Haltof-Mikołajewska wurde am 25. Oktober 1921 in Krakau geboren. Während der Besatzung war sie aktives Mitglied des Widerstands und gehörte seit 1940 dem ”Związek Walki Zbrojnej“ (Bund des bewaffneten Kampfes der Heimatarmee) an.

Zunächst diente Zofia als Verbindungsoffizierin, doch nach Abschluss des Unteroffizierslehrgangs des Militärischen Frauendienstes im Untergrund wurde sie mit der Organisation von Schulungen für Krankenschwestern betraut.

Am 20. Oktober 1943 wurde Zofia von den deutschen Streitkräften unter dem Verdacht verhaftet, dem Widerstand anzugehören. Im Gestapo-Hauptquartier in der Pomorska-Straße in Krakau wurde sie mehrere Wochen lang brutal gefoltert. Dort fand auch ihr wochenlanger Prozess statt, nach dem sie in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau transportiert wurde.

Sie erhielt den Status eines politischen Häftlings (Nummer 70452). Im Lager wurde sie pseudomedizinischen Experimenten unterzogen. Die Deutschen injizierten ihr Typhusbakterien zur Erforschung der Krankheit. Glücklicherweise überlebte sie. Als das Lagerpersonal im Januar 1945 die Evakuierung des Lagers anordnete (später als „Todesmarsch“ bezeichnet), versteckte sich Zofia zusammen mit Mitgefangenen in einem Lagerhaus. Bis zur Befreiung des Lagers durch die Rote Armee kümmerte sie sich um die Schwerkranken.

Dank Zofia begann der Krakauer Zweig des Polnischen Roten Kreuzes bereits Anfang Februar 1945, medizinische Hilfe für die in Birkenau verbliebenen weiblichen Häftlinge zu organisieren.

In den Jahren 1976-1982 war Zofia in der Vereinigung der Kriegsversehrten aktiv. Sie engagierte sich auch stark für das Gedenken an die Opfer des deutschen Terrors.

Zofia verstarb am 27. Juli 2010 und wurde posthum in den Rang eines Hauptmanns befördert.