Zenon Malik

Zenon Malik war ein polnischer Soldat und Offizier. Während der Besetzung Polens schloss er sich der polnischen Heimatarmee in Krakau an und sammelte Informationen für den Widerstand.

Zenon Malik wurde am 18. August 1920 in Krakau geboren. Er war Kadett des Lemberger Kadettenkorps Nr. 1. J. Piłsudski. 1939 nahm Zenon als Bote im 20. Infanterieregiment der polnischen Armee an den Kämpfen zur Verteidigung gegen den deutschen Einmarsch teil.

Unmittelbar nach der Besatzung Polens durch die deutsche Wehrmacht 1939 schloss er sich dem Widerstand an. Er nahm an einem Unteroffizierslehrgang teil. Er beteiligte sich an Ablenkungsmanövern und Sabotageakten und führte Unteroffizierslehrgänge für andere Widerstandskämpfer in Krakau durch, bevor er Nachrichtenoffizier wurde.

1941 wurde er Zenon zur Zwangsarbeit im  deutschen Baudienst verpflichtet. Anschließend wurde er in das Militärkrankenhaus in der Kopernikusstraße in Krakau versetzt und 1943 in das Bakteriologische Institut in der Pure Straße. Dort arbeitete er als Läusesammler und –reiniger. Die Läuse wurden für die Erforschung von Typhusimpfstoffen verwendet. Diese Einsätze ermöglichten es ihm, Informationen zu sammeln.

Zenon Malik sprach Deutsch und unterhielt sich mit Wehrmachtssoldaten über die Lage an der Ostfront. Es gelang ihm, ihr Vertrauen zu gewinnen und sich mit ihnen anzufreunden. So war es  ihm möglich, viele wertvolle Informationen über die Lage der deutschen Armee an der Front zu erhalten.

Als er wurde gewarnt wurde, dass die deutschen Streitkräfte ihm auf der Spur waren, floh er 1944 aus Krakau. Den Rest des Krieges verbrachte er versteckt in Brzesko.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Zenon Malik Schikanen des kommunistischen Regimes ausgesetzt.  Nach 1990 gehörte er zu den Gründern des Weltverbandes der Soldaten der Heimatarmee und später des Unabhängigen Weltverbandes der Soldaten der Heimatarmee. Er war Mitbegründer des Museums für die Geschichte der Heimatarmee, aus dem das heutige Heimatarmee-Museum hervorging.

Zenon Malik wurde mit dem Bronzenen Verdienstkreuz mit Schwertern, dem Kreuz der Heimatarmee und der Armee-Medaille für den Krieg 1939-45 ausgezeichnet. Er starb am 3. April 2018.

Tadeusz Bieńkowicz​

Tadeusz Bieńkowicz war Mitglied des Widerstands und nahm an einer der größten Aktionen zur Befreiung von Gefangenen im besetzten Polen teil. Tadeusz kämpfte gegen die deutsche Besatzung und später auch gegen das kommunistische Regime.

Tadeusz Bieńkowicz wurde am 19. April 1923 in Lida geboren. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zum Dienst und wurde in einem Luftbeobachtungsposten eingesetzt. Als die sowjetische Besatzung begann, schloss er sich der Widerstandsbewegung an und wurde 1943 Soldat in der polnischen Heimatarmee.

Er diente als Soldat in einer Ablenkungseinheit, die deutsche strategische Infrastrukturen angriff. Er wurde zum Zugführer des 2. Bataillons des 77. Infanterieregiments der Heimatarmee befördert. Tadeusz war in den östlichen Grenzgebieten Polens eingesetzt, wo die polnische Widerstandsbewegung sowohl gegen die deutschen Truppen als auch gegen die sowjetischen Besatzer kämpfte.

Im Herbst 1943 erfuhr der Nachrichtendienst der Heimatarmee, dass etwa 70 Widerstandskämpfer im Gefängnis von Lida inhaftiert waren. Die Befehlshaber beschlossen, das Gefängnis einzunehmen und die Häftlinge zu befreien. Zu dieser Zeit war Lida ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für die deutschen Streitkräfte. In der Stadt befand sich eine Garnison von etwa 10 000 deutschen Soldaten und Polizisten, die Aktion war somit sehr riskant.

Einer kleinen Spezialeinheit der Heimatarmee gelang es, verkleidet die Wachen zu überlisten und das Gefängnis zu erobern. Die Aktion fand in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 1944 statt. Die Widerstandskämpfer wurden befreit, die kriminellen Gefangenen ließ man zurück.

Während der Aktion entdeckten die Soldaten der Heimatarmee, dass ein russisches Mitglied des Gefängnispersonals  von der Widerstandsbewegung wegen Verbrechen an der örtlichen Zivilbevölkerung gesucht wurde. Tadeusz Bieńkowicz tötete ihn für seine Verbrechen.

Die Aktion war erfolgreich. Die Gefangenen konnten ohne Kampf befreit werden. Die deutsche Stadtgarnison wurde nicht gewarnt und reagierte nicht. Tadeusz Bieńkowicz wurde für diese Aktion mit dem Virtuti Militari, der höchsten militärischen Auszeichnung Polens, ausgezeichnet.

Tadeusz Bieńkowicz blieb auch nach dem Krieg Mitglied des Widerstands. Er beschloss, gegen das kommunistische Regime zu kämpfen. Im Jahr 1950 wurde er verhaftet und erst nach einigen Jahren aus dem Gefängnis entlassen.

In den 1990er Jahren wurde Tadeusz Bieńkowicz von der polnischen Regierung rehabilitiert und 2018 zum Ehrengeneral ernannt. Tadeusz starb am 13. Dezember 2019.

​​Stanisław Kolasiński​

Stanisław Kolasiński war ein Soldat der polnischen Armee. Nach der polnischen Niederlage im Jahr 1939 floh er nach Frankreich, um sich den polnischen Streitkräften dort anzuschließen. Von Frankreich aus ging er nach England, wo er eine Fallschirmausbildung absolvierte. Im Jahr 1943 kehrte er als Kommandant der Heimatarmee nach Polen zurück.

Stanisław wurde am 16. November 1916 geboren. Er diente in der polnischen Armee und wurde während der Kämpfe im September 1939 verwundet. Stanisław entkam aus dem Krankenhaus und machte sich dann auf den Weg nach Frankreich, um sich den polnischen Streitkräften anzuschließen. Als Offizier der 3. Infanteriedivision nahm er an der Verteidigung Frankreichs teil.

Nach der Niederlage Frankreichs wurde Stanisław nach Großbritannien evakuiert, wo er das Kommando über einen Zug der fünften Kompanie der ersten Schützenbrigade erhielt. Im September 1942 meldete er sich jedoch freiwillig zum Dienst im besetzten Polen und wurde daraufhin zur Ausbildung zu den Cichociemni (polnisch für: leise dunkel) geschickt: Elite-Fallschirmjägern für Spezialeinsätze. Die Ausbildung war sehr anspruchsvoll. Von über 2400 Kandidaten schaffte es nur ein Viertel, die Ausbildung abschließen.

Stanisław leistete den Eid auf die Heimatarmee und sprang in der Nacht vom 13. auf den 14. März 1943 nach Polen ab. Er wurde der Subversionseinheit in Lwiw zugeteilt. Er nahm an Sabotageaktionen, der Liquidierung von Verrätern und militärischen Aktionen gegen die Ukrainische Aufständische Armee teil. Diese Formation war eine 1942 gegründete paramilitärische Partisanenorganisation, die gegen die Sowjetarmee, den polnischen Untergrundstaat und das Dritte Reich für eine unabhängige und nationalistische Ukraine kämpfte. Ukrainische aufständische Soldaten waren in den Jahren 1943-44 an Massakern an der polnischen Zivilbevölkerung in Wolhynien und Ostgalizien beteiligt.

Während der Operation Tempest 1944, einer Reihe von Aufständen der Heimatarmee gegen die deutsche Besatzung, war Stanisław ein Kompaniechef des 19. Infanterieregiments der Heimatarmee. Er geriet in eine Razzia, bei der die Deutschen alle Männer des Dorfes verhafteten und sie in Lager nach Deutschland schickten. Stanisław wurde der Organisation Todt in der Nähe von Hamburg zugeteilt und musste Zwangsarbeit leisten. Ende April, Anfang Mai 1945 gelang ihm jedoch die Flucht aus dem Lager und er schlug sich durch die Frontlinie zu den britischen Stellungen durch.

Nach dem Krieg konnte er nicht nach Polen zurückkehren. Er arbeitete als Tapezierer und siedelte 1951 nach Westdeutschland über. Er arbeitete offiziell als Filialleiter, war aber auch für die CIA als Ausbildungsleiter in München und Heidelberg tätig. Hier wurden Fallschirmjäger ausgebildet, die ins kommunistische Polen gelenkt werden sollten, ebenso wie die “Silent Unseen” während des Zweiten Weltkriegs.

Er starb am 19. November 1996, acht Tage nachdem er endgültig nach Polen zurückgekehrt war.

​​Jadwiga Podrygałło

Jadwiga Podrygałło nahm 1939 an der Verteidigung von Warschau teil. Nach der Besetzung schloss sie sich der Widerstandsbewegung an und half polnischen Kriegsgefangenen bei der Flucht aus der Gefangenschaft. Während des Warschauer Aufstands 1944 diente sie als Krankenschwester und Verbindungsoffizierin.

Jadwiga Podrygałło wurde 1919 in Warschau geboren. Vor dem Krieg war sie Pfadfinderin, anschließend schloss sie sich einer Organisation zur militärischen Ausbildung von Frauen an. Außerdem wurde sie von ihrem Vater im Schießen unterrichtet.

Nach dem deutschen Angriff auf Polen 1939 wurde Jadwiga Kommandantin der Flugabwehr des Mietshauses, in dem sie wohnte. Während der Belagerung Warschaus half Jadwiga in Sanitätsstellen und Betreuungszentren für Säuglinge und Kleinkinder.

Nach dem Fall von Warschau am 27. September 1939 schloss sie sich dem Widerstand an. Sie half, die Flucht polnischer Soldaten aus dem Krankenhaus zu organisieren, das von den Deutschen wie ein Kriegsgefangenenlager geführt wurde. Später organisierte sie Unterkünfte, die der Widerstand benötigte.  Schließlich wurde sie Soldatin der “Dysk” – der Fraueneinheit für Störmanöver und Sabotage. “Dysk” war für die Sprengung von Eisenbahnstrecken, Brücken, Viadukten und anderen für die Deutschen aus strategischen Gründen wichtigen Objekten zuständig. Die Frauen der Einheit exekutierten zudem Verräter und Gestapo-Agenten.

Als der Warschauer Aufstand begann, konnte Jadwiga ihre Einheit nicht erreichen. Niemand kannte sie, und man glaubte ihr nicht, dass sie eine Kampfausbildung durchlaufen hatte. Jadwiga war klein, von sehr zierlicher Statur und konnte leicht für ein Kind gehalten werden. Deshalb wurde sie bei den Kämpfen nach hinten geschickt. Schließlich landete sie in einer Abteilung der Heimatarmee-Gruppe “Kryska”. Sie erhielt den Spitznamen “Jungtier”.

Jadwiga kämpfte im Warschauer Bezirk “Czerniaków”, wo zu dieser Zeit auch eine Einheit von mehreren hundert Slowaken auf der Seite der Heimatarmee kämpfte. Jadwiga wurde Verbindungsoffizierin zu den slowakischen Kräften. Sie wurde oft mit Aufträgen oder zur Erkundung des Gebiets geschickt. Jadwiga musste unter feindlichem Beschuss durch die Straßen des zerstörten Warschaus rennen.

Nach der Kapitulation des Warschauer Aufstands wurde Jadwiga zusammen mit Zivilisten aus der Stadt evakuiert. Sie entkam jedoch dem deutschen Transport und gelangte nach Kielce, wo sie heimlich als  Geschichtslehrerin unterrichtete. Dort heiratete sie Stanisław, einen Abgeordneter der Exilregierung in Kielce. Sowohl sie als auch ihr Mann wurden von den Kommunisten verfolgt. Jadwiga starb im Jahr 2015.

Henryk Kosior​

Henryk Kosior kämpfte im September 1939 in der polnischen Armee. Während der sowjetischen Besatzung schloss er sich dem Widerstand an. Er wurde verhaftet und in die Sowjetunion deportiert. Er schloss sich der polnischen Armee an, die die UdSSR verließ, und nahm an der Befreiung von Afrika und Italien teil.

Henryk Kosior wurde am 11. Mai 1920 geboren. Vor dem Krieg wurde er auf die Panzerwaffenschule in Przemyśl geschickt. Nach dem Überfall des Dritten Reichs und der Sowjetunion auf Polen im Jahr 1939 kämpfte er gegen die Rote Armee. Henryk wurde gefangen genommen. Polnische Offiziere wurden zu dieser Zeit nach ihrer Gefangennahme oft ermordet, etwa im berüchtigten Massaker von Katyn. Als Unteroffizier wurde Henryk Kosior glücklicherweise  bald wieder freigelassen.

Im Alter von 19 Jahren schloss sich Henryk Kosior der polnischen Widerstandsbewegung an. Er arbeitete verdeckt in einem Transportunternehmen in Lwiw und hatte die Aufgabe, Waffen für den Widerstand zu beschaffen.

Henryks Arbeitskollege sah, dass er eine Waffe hatte, und meldete ihn deshalb dem NKWD (der sowjetischen Geheimpolizei). Henryk wurde zu 5 Jahren Zwangsarbeit in der Nähe von Leningrad verurteilt. Es gelang ihm zu fliehen, doch er wurde von Wachen an der Grenze zu Finnland gefasst und nach Charkow geschickt, wo er zusätzlich zu zehn Jahren im Arbeitslager Workuta verurteilt wurde.

Nach der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Polen und der Sowjetunion wurden die meisten polnischen Gefangenen entlassen, um die polnische Armee in der UdSSR zu bilden. Es kam zu einem  großen Exodus von Flüchtlingen, die vor der Hölle der sowjetischen Arbeitslager flohen. Henryk schloss sich der neu gegründeten Armee an, aber sein Gesundheitszustand war katastrophal, und er verbrachte fast ein Jahr in Feldlazaretten.

Nach einiger Zeit wurden die polnischen Streitkräfte aus der UdSSR evakuiert. Auch Henryk Kosior verließ die Sowjetunion als Soldat der 23. Transportkompanie der polnischen Streitkräfte im Osten. Die Polen wurden an die Front nach Italien geschickt. Henryk lieferte als Zugführer Munition an die Front. Er nahm an der Schlacht von Monte Cassino sowie an der Befreiung von Ancona und Bologna teil.

Unmittelbar nach dem Krieg war er Ausbilder an einer Transportschule in Italien und kehrte dann nach Polen zurück. Er wurde von den Kommunisten verfolgt und beschloss, nach Deutschland zu emigrieren. Er starb am 7. März 2020.

​​Danuta Siedzikówna

Danuta Siedzikówna trat im Alter von 15 Jahren in die Polnische Heimatarmee ein und diente als Krankenschwester. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Kommunisten an die Macht kamen, wurde sie zu Unrecht der Verschwörung gegen die Regierung beschuldigt und zum Tode verurteilt.

Danuta Siedzikówna wurde 1928 in einem kleinen Dorf in der Nähe des Białowieza-Waldes geboren. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde das Gebiet, in dem Danuta lebte, von der Sowjetunion besetzt. Ihr Vater wurde verhaftet und tief in die Sowjetunion verbannt. Danutas Mutter war Soldatin in der Heimatarmee. Nach der deutschen Besetzung Ostpolens wurde sie von der Gestapo verhaftet und 1943 in einem Wald bei Białystok hingerichtet.

Im Dezember 1943 legten Danuta und ihre Schwester Wiesława einen Eid auf die Heimatarmee ab und schlossen sich offiziell dem Widerstand an. Sie wurde zu einem Sanitätskurs geschickt, um als Krankenschwester ausgebildet zu werden, und erhielt den Spitznamen “Inka”.

Die Einheiten der Widerstandsbewegung in dem Gebiet, in dem Danuta tätig war, nahmen aktiv an der Operation “Tempest” teil, deren Ziel es war, die Rote Armee im Kampf gegen die Nationalsozialisten zu unterstützen. Die sowjetischen Besatzer installierten in den “befreiten” Gebieten ein Terrorregime und begannen, untergeordnete Behörden einzurichten. Einige Einheiten der Heimatarmee beschlossen, gegen sie zu kämpfen. Eine davon war die 5. Brigade der Heimatarmee in Wilna unter dem Kommando von Major Zygmunt Szendzielarz.

Im Juni 1944 wurde “Inka” vom NKWD (der sowjetischen Geheimpolizei) wegen ihrer Zusammenarbeit mit der polnischen Widerstandsbewegung verhaftet. Sie wurde von den Soldaten der 5. Brigade, die sie aus der Gefangenschaft befreiten, vor dem Gefängnis und wahrscheinlich auch vor dem Tod bewahrt. Von diesem Zeitpunkt an musste sie sich vor den Kommunisten verstecken. Sie änderte ihren Namen, blieb aber als Krankenschwester und Verbindungsfrau in der Brigade. Sie diente in der Einheit von Leutnant Zdzisław Badoch.

Im Juni 1946 fuhr sie nach Gdańsk, um medizinisches Material für die Einheit zu besorgen. Am 20. Juli wurde sie verhaftet und ins Gefängnis gebracht, wo sie gefoltert wurde, um Informationen zu erhalten. Sie wurde beschuldigt, an einem Komplott zum Sturz der Regierung beteiligt gewesen zu sein. Obwohl sie Krankenschwester war, wurde sie beschuldigt, Milizionäre und Soldaten des Sicherheitskorps ermordet zu haben. Die kommunistische Propaganda in der Presse nannte sie die “blutige Inka”.

Nicht einmal zwei Wochen später, am 3. August, verurteilte sie ein kommunistisches Gericht zum Tode. Am 28. August stand sie vor einem Erschießungskommando, aber keiner der Soldaten wollte sie töten. Obwohl sie nur ein paar Schritte von ihr entfernt standen, wurde Inka nur verwundet. Um 06.15 Uhr tötete der Zugführer Inka mit einem Schuss in den Kopf. Der Verbleib von Danuta Siedzikównas sterblichen Überresten war jahrelang unbekannt, erst 2015 wurde ihr Grab gefunden.

Aleksandra Mianowska

Aleksandra Mianowska war eine herausragende polnische Theaterschauspielerin. Während des Krieges war sie in der Widerstandsbewegung aktiv. Sie half polnischen Soldaten, zur polnischen Armee im Westen zu gelangen. Während der deutschen Besatzung half sie Juden, wofür sie mit dem Titel “Gerechte unter den Völkern” geehrt wurde.

Aleksandra Mianowska (geb. Siwadłowska) wurde am 16. Juli 1912 geboren. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs engagierte sie sich in der Wohltätigkeitsarbeit und im Widerstand.

Als die deutsche Wehrmacht einmarschierte, trat Aleksandra dem Polnischen Roten Kreuz in Krakau bei. Anschließend wurde sie in ein Krankenhaus in der Region Lublin versetzt, um bei der Registrierung der bei den Kämpfen Verletzten und Gefallenen zu helfen. Sie hoffte wohl, Informationen über ihren Mann zu finden, der in der polnischen Armee diente und während des deutschen Einmarsches verletzt worden war.

Nach ihrer Rückkehr nach Krakau begann Mianowska als freiwillige Krankenschwester im Krankenhaus für polnische Gefangene zu arbeiten. Offiziell war sie dort als Delegierte des Polnischen Roten Kreuzes tätig, doch unter dem Pseudonym “Kama” leistete sie im Rahmen des Widerstands den Kranken und Verletzten vielfältige Hilfe. Ihre weiteren Decknamen waren Alina Sieprawska und Alina Saciłowska. Im Dezember 1940 wurde sie von der Gestapo verhaftet und verbrachte sechs Wochen im Gefängnis von Montelupich, wo sie ihre berühmte “Montelupich-Hymne” schrieb:

Montelupich ist so lustig,

macht so viel Spaß,

hier zu sein, ist einfach großartig,

einfach großartig,

Morgens, abends,

Heizel*, gib uns zu essen in Hülle und Fülle

Wer noch nie im Montelupich gewohnt hat

Sollte es bedauern […]

Heizel war der Name, mit dem die Häftlinge die Person bezeichneten, die das Essen in die Zellen brachte.

Mianowska wurde dank der Intervention ihrer Freunde aus dem Gefängnis entlassen und setzte ihre Wohltätigkeitsarbeit im Zentralen Wohlfahrtsrat fort, eine der wenigen polnischen sozialen Organisationen, die von den Besatzern toleriert wurden. Auch ihre Widerstandsaktivitäten setzte sie fort. Mianowska unterstützte Soldaten der Heimatarmee und arbeitete mit der Żegota (Rat zur Unterstützung von Juden) zusammen.

Nach dem Krieg war Mianowska in Krakau im Antiquariat des berühmten Buchhändlers Stefan Kamiński beschäftigt, außerdem war sie Dozentin an der Jagiellonen-Universität. Erst 1946 erfuhr sie vom Tod ihres Mannes – er war 1939 gestorben. Sie heiratete nie wieder. Nach ihrem Abschluss an der Staatlichen Schauspielschule Ludwik Solski in Krakau im Jahr 1960 erhielt sie die Berufsbezeichnung Theaterregisseurin. Aleksandra Mianowska starb am 9. November 2000.

Traute Lafrenz

Traute Lafrenz war eine frühe Gegnerin des NS-Regimes und eine enge Freundin von Hans Scholl und seiner Familie. Sie half, Flugblätter der Weißen Rose zu drucken und brachte sie nach Hamburg und Wien. Nach dem Krieg zog Traute Lafrenz in die Vereinigten Staaten, wo sie im Alter von 103 Jahren verstarb.

Traute Lafrenz wurde am 3. Mai 1919 in Hamburg geboren. Ihre Eltern waren politisch nationalkonservativ eingestellt. Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, entwickelte Traute Lafrenz schnell eine kritische Haltung gegenüber dem NS-Regime. Ihre Lehrerin Erna Stahl an der reformpädagogischen Lichtwark-Schule hatte großen Einfluss auf sie.

1939 begann Traute Lafrenz ein Medizinstudium an der Universität Hamburg und lernte Alexander Schmorell kennen. Im Sommer 1941 wechselte sie an die Universität München. Dort traf sie Alexander Schmorell wieder und verliebte sich in seinen Freund Hans Scholl. Nach dem Ende ihrer Liebesbeziehung blieb sie eng mit ihm und seiner Familie verbunden. Traute Lafrenz nahm an Leseabenden und politischen Diskussionen des Kreises der Weißen Rose teil.

Als Traute Lafrenz im Sommer 1942 ein Flugblatt erhielt, erkannte sie Hans Scholl als Verfasser. Sie begann, die Widerstandsaktionen zu unterstützen. Im November 1942 brachte sie zwei verschiedene Flugblätter der Weißen Rose zu ihrem Schulfreund Heinz Kucharski nach Hamburg und schickte ihm später ein weiteres. Kucharski vervielfältigte und verteilte sie. An Weihnachten 1942 brachte Traute Lafrenz ein Flugblatt zu Verwandten nach Wien und versuchte, ein Hektographiergerät zu organisieren. Gemeinsam mit Sophie Scholl besorgte sie im Januar 1943 Briefumschläge und Briefmarken.

Am 20. Februar 1943 reiste Traute Lafrenz nach Ulm und informierte die Eltern von Hans und Sophie Scholl über die Verhaftung ihrer Kinder. Sie begleitete die Familie am 24. Februar auch zur Beerdigung der Geschwister in München. Am 5. März wurde sie selbst zum ersten Mal von der Gestapo verhört, später verhaftet und vom Volksgerichtshof zu zwölf Monaten Gefängnis verurteilt.

Im Zuge der Ermittlungen gegen den “Hamburger Zweig der Weißen Rose” verhaftete die Gestapo Traute Lafrenz am 14. März 1944 erneut und brachte sie in das Gestapo-Gefängnis in Hamburg-Fuhlsbüttel. Gegen Ende des Krieges wurde sie mit anderen Frauen in die Gefängnisse Cottbus, Leipzig und schließlich Bayreuth verlegt, wo sie am 14. April 1945 von US-Truppen befreit wurde. 1947 lud ein jüdischer Freund Traute Lafrenz nach San Francisco ein. Hier lernte sie 1948 ihren späteren Ehemann Veron Page kennen. Sie schloss ihr Studium in den USA ab und leitete anschließend 23 Jahre lang eine Schule für benachteiligte Kinder in Chicago. Ab 1995 bis zu ihrem Tod lebte Traute Lafrenz-Page in South Carolina.

Willi Graf

Willi Graf, ein gläubiger Katholik, beteiligte sich aktiv am Widerstand der Weißen Rose. Er war schockiert von den Gräueltaten, die er als Sanitätssoldat in Polen und in der Sowjetunion erleben musste. Vergeblich versuchte er, Freunde zu überzeugen, sich dem Widerstand anzuschließen.

Willi Graf wurde am 2. Januar 1918 im Rheinland geboren und zog 1922 mit seiner Familie nach Saarbrücken. Mit elf Jahren trat er einer reformorientierten katholischen Jugendorganisation bei. Ab 1934 engagierte er sich zudem im katholischen “Grauen Orden”, auch nachdem dieser 1936 verboten worden war.  Im Januar 1938 wurde er wegen seiner Verbindung zur katholischen Jugendbewegung für einige Wochen inhaftiert. Willi Graf weigerte sich stets, der Hitlerjugend beizutreten.

Nach dem Abitur musste Willi Graf den obligatorischen Reichsarbeitsdienst ableisten. Ab Winter 1938 studierte er in Bonn Medizin. Im Januar 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und musste bis April 1942 als Sanitätssoldat dienen. Er erlebte die schreckliche Kriegsführung der Wehrmacht und wurde Zeuge des Leids der Zivilbevölkerung in der Sowjetunion, das ihn tief berührte.

Im April 1942 durfte Willi Graf sein Studium in München fortsetzen. Er wurde der 2. Studentenkompanie zugeteilt und lernte dort Hans Scholl und Alexander Schmorell kennen. Sie waren gleichgesinnt, auch in ihrer Ablehnung der NS-Diktatur, und wurden enge Freunde.

Von Mitte Juli bis Ende Oktober 1942 wurde Willi Graf zusammen mit Hans Scholl, Alexander Schmorell und anderen aus der Studentenkompanie wieder an an die Front bei Moskau abkommandiert. Nach ihrer Rückkehr unterstützte Willi Graf aktiv den Widerstand der Weißen Rose. Auch in seinen Freundeskreisen in Köln, Bonn, Saarbrücken, Freiburg und Ulm versuchte er, Mitstreiter zu gewinnen.

Ab Januar 1943 half Willi Graf bei der Herstellung und Verteilung des fünften und sechsten Flugblatts. Im Februar schrieben er, Hans Scholl und Alexander Schmorell “Nieder mit Hitler”, “Hitler Massenmörder” und “Freiheit” an die Wände der Universität und zahlreicher anderer Gebäude in der Münchner Innenstadt.

Zusammen mit seiner Schwester Anneliese wurde Willi Graf wurde am 18. Februar 1943 verhaftet, dem Tag an dem auch Hans und Sophie Scholl verhaftet wurden. Der Volksgerichtshof verurteilte ihn am 19. April 1943 zum Tode, ebenso wie Alexander Schmorell und Kurt Huber.

Nach sieben Monaten in der Todeszelle und weiteren Verhören wurde Willi Graf am 12. Oktober 1943 im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet.